Termin:
Freitag 25.6.2004
Ort:
Graz, Barocksaal im Priesterseminar, Bürgergasse 2
Veranstalter:
IG-RestauratorInnen,
Diözesanmuseum Graz und Bauamt der Diözese Graz-Seckau
„Über
das Handwürgen von Holzwürmern“ - der Arbeitstitel dieser
Internationalen Studientagung nennt bereits dasProblem beim Namen: die
echte Verzweiflung und große Hilflosigkeit in Anbetracht einer aktuellen
Herausforderung.
Wer kennt sie nicht, die prekäre Lage der Holzwurm-Kirchen in der
Steiermark, wie auch andernorts?Vermutlich hat in Folge klimatischer
Veränderungen der „Holzwurm-Befall“ an unserem wertvollen kulturellen
Erbe stark zugenommen und Gebiete erreicht, die vor einigen Jahren
aufgrund ihrer Höhenlage noch als schädlingsfrei galten.
Besonders problematisch ist die Situation des immobilen und gefassten
Kulturgutes, das klimatisch hochsensibel und nicht ohne große
Beschädigung demontierbar ist, also vieler Altäre, Kanzeln und
Wandverbauten. Der Befall führt immerhin zu ernsten statischen Gefahren
an alten Dachstühlen, Decken und Fußböden, aber auch zu irreparablen
Substanzverlusten an wertvollen mittelalterlichen Skulpturen von
unwiederbringlichem Wert.
In Anbetracht
drastisch reduzierter Geldmittel im Bereich der Denkmalpflege, unter der
viele Kirchen und finanzschwächere kleinere Museen leiden, ist es selbst
für Fachleute schwierig, ökologisch vertretbare und gleichzeitig
finanzierbare Lösungen zu finden.
Im Rahmen der
Internationalen Studientagung werden Experten aus der Schweiz,
Deutschland und Österreich aktuelle Methoden zur Bekämpfung von
Schadinsekten im Holz vorstellen und diskutieren. Ziel ist die
Erarbeitung von praxisgerechten und konservatorisch vertretbaren
Lösungen, die dem Wunsch nachhaltiger Wirksamkeit entsprechen sowie
finanzierbar sind.
Die Internationale
Studientagung richtet sich an Fachleute aus der Denkmalpflege sowie an
RestauratorInnen und Bausachverständige. Nach der Tagung wird die
interne Arbeitsgruppe ein Resümee der Tagung erstellen und an
TeilnehmerInnen wie auch Interessierte übermitteln.
ReferentInnen
und Vorträge der Internationalen Studientagung:
Prof.
Dr. Edwin Donaubauer:
Das Verbreitungsgebiet der Schadinsekten in Zusammenhang mit
klimatischen Veränderungen im Alpenraum (Universität für Bodenkultur,
Wien).
Dr.
Dietger Grosser:
Die Lebenszyklen von Holzschädlingen und die Charakteristika des Befalls
im mitteleuropäischen Raum (Holzforschungsinstitut, München).
Mag.
Maria Ranacher:
Die Möglichkeiten der Bekämpfung tierischer Holzschädlinge durch
Veränderung des Mikroklimas und hygienische Maßnahmen (Kunsthistorisches
Museum, Wien).
Dr.
Hans-Peter Sutter:
Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung durch flüssige Schutzmittel und
„Hausmittel“ (Werdenberg bei Chur, Schweiz).
Mag.
Notburga Pfabigan:
Produkte zur Insektenbekämpfung entsprechend dem Österreichischen
Holzschutzverzeichnis (Holzforschung Austria, Wien).
Michael
Singer:
Begasungsverfahren durch toxische Gase und Stickstoff vor Ort in Kirchen
und in eigens dafür geschaffenen Räumen (Assanierungsgesellschaft,
Wien).
Daniela
Gaiser:
Nontoxische Maßnahmen durch Stickstoff-Entgasungsanlagen sowie
thermische Verfahren der Schädlingsbekämpfung (Atelier für
Restaurierung, Lippstadt, Deutschland).
Dr. Jürgen
Reinhardt:
Wirkung von Gammastrahlen auf lebende und leblose Materie. Aktueller
Stand der Forschung (Institut für Oberflächen Modifizierung, Leipzig). |